Kinder, Jugend und Familie

Kinder, Jugend und Familie

Jahrestreffen der Kinderschutzdienste

Die Kinderschutzdienste in Rheinland-Pfalz appellieren an Politik und Gesellschaft für stärkere Unterstützung beim Kinderschutz.

Die Kinderschutzdienste Rheinland-Pfalz unterstreichen auf ihrem gemeinsamen Jahrestreffen mit den Kinderschutzdiensten aus Thüringen die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt und Missbrauch. Sie heben hervor, dass in den letzten Jahren die Anforderungen an die Mitarbeiter*innen deutlich gestiegen sind, während sich die personelle Ausstattung der Dienste nicht verändert hat. Sie reagieren damit auf eine Debatte im Landtag zur Einrichtung eines "Childhood-Hauses". Die Landesregierung betonte hierbei, dass die Kinderschutzdienste "schon viel von dem leisten, was ein "Childhood-Haus" tun sollte."

1990 wurden die ersten Kinderschutzdienste in den Städten Ludwigshafen, Landau und Trier eingerichtet. Rheinland-Pfalz war das erste Bundesland, das spezialisierte Einrichtungen zum Kinderschutz vorweisen konnte. Heute, 32 Jahre später, gibt es 17 Dienste, die für 26 Städte und Landkreise zuständig sind.  Die Versorgung aller 36 Städte und Landkreise in Rheinland-Pfalz ist nach 32 Jahren leider noch nicht erreicht.

Die Kinderschutzdienste beraten und begleiten jährlich viele von körperlicher, seelischer oder sexueller Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche. Im Mittelpunkt der Hilfen steht dabei immer das Kind oder der/die Jugendliche. Sie erfahren durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderschutzdienste Schutz, Bestätigung und ungeteilte Aufmerksamkeit – und das nicht nur bei akuter Kindeswohlgefährdung! In vielen Fällen bieten die Kinderschutzdienste auch über einen längeren Zeitraum intensive Unterstützung und helfen so, traumatische Erlebnisse zu überwinden. Für die Kinder und Jugendlichen sind die Beraterinnen und Berater in den Kinderschutzdiensten oft wichtige und vertrauensvolle Bezugspersonen.

Seit Bestehen der Kinderschutzdienste haben diese nicht nur viele Kinder und Jugendliche, sondern auch deren Eltern unterstützt. Erzieherinnen und Erzieher aus Kitas, Lehrerinnen und Lehrer und andere Personen, die mit Kindern in Kontakt stehen, wurden dabei beraten, wie sie den Schutz vor Gewalt für Kinder sicherstellen und verbessern können. Darüber hinaus sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderschutzdienste als spezialisierte Fachkräfte auch bei der Einschätzung von Kindeswohlgefährdungen beteiligt. Die Kinderschutzdienste übernehmen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, wenn es darum geht, die Situation von Kindern und Jugendlichen, die von Gewalt betroffen sind, zu verbessern. Die Missbrauchsskandale der letzten Jahre zeigen, dass solche Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche unverzichtbar sind.

Die Corona-Pandemie hat zusätzlich zu Belastungen bei Kindern und Jugendlichen geführt, weshalb die Mitarbeiter*innen der Dienste immer häufiger wichtige präventive Aufgaben zugunsten notwendiger Einzelfallhilfen zurückstellen mussten und müssen. Die Fallzahlen der Dienste haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht! Der extreme Anstieg der Fallzahlen bei sexuellen Übergriffen durch Internet und "soziale Medien" zeigt sich auch bei den Kinderschutzdiensten.

Problematisch ist die hohe Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die zunehmende Erweiterung der Aufgaben bei nur geringer Veränderung der finanziellen und personellen Ausstattung der Dienste. So ist z.B. die Präsenz in ländlichen Regionen oft sehr zeitaufwendig. Unter Beibehaltung der personellen Ausstattung der Dienste ist dies oftmals nur durch Abstriche bei anderen Aufgaben zu bewerkstelligen. Die Mitarbeiter*innen der Kinderschutzdienste stehen immer wieder vor der Herausforderung, hierfür Lösungen zu finden, die nicht zu Lasten der Betroffenen gehen.

Die freien Träger der Kinderschutzdienste und deren Mitarbeiter*innen appellieren an politisch Verantwortliche auf Landes- und kommunaler Ebene, sich stärker für eine bedarfsgerechte Ausstattung der Kinderschutzdienste einzusetzen, damit diese ihre wichtige Aufgabe auch in Zukunft qualifiziert wahrnehmen können.


Hintergrund:
Die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz e.V. ist der Zusammenschluss der fünf Verbandsgruppen – Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz und der Paritätische – zu einem Spitzenverband auf Landesebene. Die Verbandsgruppen beschäftigen zusammen über 175.000 Mitarbeitende. Zusätzlich engagieren sich mehr als 30.000 Ehrenamtliche in den Wohlfahrtsverbänden in Rheinland-Pfalz. Die LIGA versteht sich als Lobby benachteiligter Menschen und tritt als sozialpolitischer Akteur für deren Interessen ein.